Architektenhaus: Alles, was Sie wissen sollten
Manchmal stolpert man über das ein oder andere Schaudermärchen, wenn man überlegt, sich ein eigenes Haus bauen zu lassen. Da geht einiges am Bau schief, oder das Haus ist am Ende nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Ein Eigenheim von der Stange will man vielleicht auch nicht unbedingt, wenn man schon so tief in die Tasche greift. Die Lösung scheint das Architektenhaus zu sein: alles verlässlich aus einer professionellen Hand und von bester Qualität. Wir werfen einen genaueren Blick darauf, was die Planung eines Architektenhauses verspricht.
Das zeichnet ein Architektenhaus aus:
Ein Architektenhaus bringt vor allem eines mit sich: Individualität. Wer nur so strotzt vor Ideen, wie der eigene Wohnbereich aussehen soll, ist dabei gut beraten, einen Architekten zu Rate zu ziehen, der weiß, wie man diese Ideen sinnvoll umsetzen kann. Ansonsten unterscheidet es sich nicht wesentlich von anderen Bauweisen. Es wird meistens als Massivhaus realisiert, kann aber prinzipiell jede Form annehmen. Mit anderen Worten: wer sich für ein Architektenhaus entscheidet, muss nicht unbedingt im modernen Stil bauen lassen.
Pro und Contra auf einen Blick
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Vorteile
+ Hochwertige (Massiv-)Bauweise
+ Zuverlässigkeit
+ Professionalität
+ Individualität
+ Exakte Anpassung an bauliche Gegebenheiten
+ Einzigartigkeit [/su_column]
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Nachteile
– Hoher Preis
– Unter Umständen schwieriger Wiederverkauf
– Längere bzw. ungewisse Bauzeit
– Ungewisser Bauaufwand
– Hoher Aufwand bei Planung und Logistik [/su_column][/su_row]
Architektenhaus vs. Fertighaus: die wesentlichen Unterschiede
Architektenhaus | Fertighaus | |
Anpassung an das Grundstück | ✓ | |
Freie Ideenumsetzung | ✓ | |
Freie Materialauswahl | ✓ | |
Individuelle Planung | ✓ | |
Pionierarbeit | ✓ | |
Planungsaufwand | ✓ | |
Schritt-für-Schritt-Planung | ✓ | |
Technische Freiheit (Smart Home, Energiesystem, etc.) |
✓ | |
Variabler Grundriss | ✓ | |
Einfache und erprobte Koordination | ✓ | |
Vergleichbare Referenzmodelle | ✓ | |
Erfahrung mit dem Aufbau des Hauses | ✓ | |
Bauaufsicht beim Anbieter (Architekt oder Baufirma) | ✓ | ✓ |
Preis | höher | niedriger |
Alle Möglichkeiten offen: Hanglage, Bungalow, Bauhausstil
Was auch immer man sich von einem Eigenheim wünscht, ist bei der Zusammenarbeit mit einem Architekten möglich, wenn es denn auch den Gesetzen der Statik genügt. Ideen, Materialien, Form, Stil und Gestaltung sind völlig frei und können laufend gemeinsam mit dem Architekten geplant und angepasst werden.
Praktisch ist das unter anderem, wenn das Grundstück etwas unkonventionell geschnitten oder gelegen ist. Ein Grundstück in Hanglage oder mit einer ungünstigen Ausrichtung kann ideal bebaut werden. Somit gehen auch keine Quadratmeter verloren, was bei Fertighäusern mit fixen Grundrissen der Fall sein kann.
Auch technische Lösungen, wie Einrichtungen zum Smart Home oder moderne Energiesysteme, können individueller eingesetzt werden. Eine Photovoltaikanlage kann dann beispielsweise in der perfekten Neigung ausgerichtet werden, um maximalen Stromertrag zu liefern. Das Heizsystem kann mit der Dämmung der Bausubstanz und mit dem Aufbau der Räume abgestimmt werden.
Daneben kann man das Massivhaus gemeinsam mit dem Architekten auch so planen, dass es flexibel bleibt und sich den jeweiligen Lebenssituationen anpasst. Ein Massivhaus steht lange und sieht mit der Zeit viele Bewohner, die alle verschiedene Raumstrukturen brauchen. Das Obergeschoss später schnell mal zur selbstständigen Wohnung ausbauen? Alles plan- und umsetzbar.
Aufwand nicht unterschätzen
Das Problem, das man durch so viel Individualität und so viele Möglichkeiten bekommt, ist, dass ein immenser Aufwand damit verbunden sein kann. Dadurch, dass man mit der Planung bei Null anfängt, auf kein bereits bestehendes Modell zurückgreift und sozusagen jedes Mal aufs Neue Pionierarbeit leistet, hat man auch mit sehr viel Koordination und Planungsarbeit zu rechnen.
Sondergenehmigungen müssen gegebenenfalls eingeholt, die Handwerker und Bauunternehmen haargenau koordiniert, spezielle Materialien vorbestellt werden. Das kann man natürlich auch alles dem Architekten und Bauunternehmen überlassen, hie und da wird man aber doch Blicke auf den aktuellen Stand werfen müssen, um sicher zu gehen, dass das Geplante auch den Vorstellungen entspricht. Bei jedem Bauschritt stellt sich aufs Neue die Frage, ob der ein oder andere Aufwand dafürsteht.
Ablauf der Errichtung eines Architektenhauses
Schritt 1 | Beratung: In einem ersten Beratungsgespräch wird über Budgetierung, gewünschten Baustil, Materialen und die groben Grundlagen ganz allgemein gesprochen. |
Schritt 2 | Planung: Als nächster Schritt werden diverse Planungsphasen durchschritten, die jeweils immer abgesprochen, korrigiert und verbessert werden, um eine stabile Grundlage für die nächsten Schritte zu haben. |
Schritt 3 | Baugenehmigung: Mit dem Bauplan wird dann zur Gemeinde gegangen und um eine Baugenehmigung angesucht. |
Schritt 4 | Nachbearbeitung: Sollte es dann noch Ungereimtheiten bezüglich des Bauplans geben, werden sie noch ausgebessert. |
Schritt 5 | Beauftragung einer Baufirma: Sind die Bauvorhaben fixiert, kann eine Baufirma damit beauftragt werden. |
Schritt 6 | Umsetzung: Während der Umsetzung, also während des Baus selbst, können noch immer gewisse Dinge abgeändert werden, sollte man es sich doch anders überlegt haben. |
Schritt 7 | Abnahme: Das Haus ist fertig und kann dem Bauherrn übergeben werden. Anschließend erfolgt auch die Endabrechnung. |
Den Architekten des Vertrauens finden
Um einen zuverlässigen, professionellen Architekten zu finden, kann man sich an verschiedene Stellen wenden. Zunächst gibt es die sogenannte Zentralvereinigung der Architekten. Sie vereint eine breite Gruppe an österreichischen Architekten, ähnlich wie die Internetplattform austria-architects, die „Profiles of Selected Architects“ aufführt.
Zu guter Letzt kann man auch bei regionalen Baufirmen, vielleicht auch bei der Wahlbaufirma für das Bauprojekt nachfragen, ob sie kompetente Architekten vermitteln können. Erfahrungsgemäß funktioniert dann die Zusammenarbeit auch umso besser, da Architekt und Baufirma schon aufeinander eingestimmt sind. Bei der Wahl hilft es auch, bereits realisierte Bauten des Architekten als Referenz zu begutachten.
Kosten: ein Architektenhaus bauen (und verkaufen?)
Eigenschaft des Architektenhaus ist unter anderem, dass die Kosten schwerer kalkulierbar sind, als bei einem Fertigteilhaus beispielsweise. Was sicher ist, ist, dass der Preis pro Quadratmeter höher ausfällt, als bei einer anderen Bauart. Je nachdem, wie sehr man den Architekten einspannt, müssen zusätzliche Planungskosten und Honorare eingeplant werden. Eine unkontrollierte Kostenexplosion wird mit einer im Vorhinein vereinbarten Budgetierung vermieden.
Eine Kompromisslösung bietet der Fertigteilhausbau an, bei dem gemeinsam mit einem Architekten individuelle Wünsche nachträglich angebracht werden. So profitiert man vom schnellen und unkomplizierten Aufbau der Grundstruktur des Hauses und verpasst dem Ganzen doch einen individuellen Feinschliff.
Hat man am Ende richtig tief in die Tasche gegriffen und sich das erträumte Architektenhaus realisieren lassen, bleibt es allerdings dabei. Solche individualistischen Eigenheime werden in manchen Fällen nur schwer weiterverkauft und wenn, dann nicht zu dem Preis, den man sich erhoffen würde. Schließlich bezahlt der neue Eigentümer für das Haus und nicht für den Architekten.
Hätte man gerne ein Haus, das von einem Architekten nach den eigenen Wünschen geplant wurde, braucht man zweierlei zuhauf: Budget und Ideen. Die Vorstellung davon, wie das Haus am Ende aussehen soll, muss zwar nicht unbedingt bereits zu Beginn in Zement gegossen sein, sollten sich Fragen auftun, sollte man allerdings als Bauherr genau wissen, was man sich wünscht. Ansonsten wird die Arbeit des Architekten erschwert und steht außerdem nicht für den Aufwand, der betrieben wird.