Wohnraumlüftung: So funktioniert die Raumbelüftung heute
Gutes Raumklima ist einer der Garanten für eine glückliche Wohnsituation. Herrschen stickige, abgestandene Luftverhältnisse im Innenraum und ist es draußen zu heiß, um ordentlich lüften zu können, verbringt man seine Zeit wesentlich weniger gern zuhause. Im Winter zählt man jede Sekunde, während derer die Fenster geöffnet sind, bei denen man sogzusagen hinaus heizt. Dank der klugen Köpfe, die sich an dieses Problem gewagt haben, können wir heute auf intelligentere und effizientere Weisen zurückgreifen, die Luft im Innenraum zu reinigen und zu erfrischen. Im 21. Jahrhundert lüftet man mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung.
Wie diese funktioniert, was es für technische Spielarten gibt und was es generell zum Thema zu wissen gibt (Vor- und Nachteile, Nachrüsten, Kosten, etc.), erfahren Sie hier.
Kontrollierte Raumbelüftung
Eine kontrollierte Wohnraumlüftung (abgekürzt auch oft unter KWL) bezeichnet eine mechanische Vorrichtung zum definierten und automatischen Be- und Entlüften von Wohnräumen. Sie haben verschiedenste Vorteile den Komfort betreffend, sind aber absolut notwendig, wenn es sich um Neubauten handelt, deren Dämmung so dicht ist, dass sie so gut wie keinen Luftaustausch möglich macht.
Früher waren die Gebäude so undicht, dass sich Feuchtigkeit und Gerüche auch durch diverse Ritzen und Fugen aus dem Haus verflüchtigt haben. Es war also die unkontrollierte Wohnraumlüftung ausreichend. Da das eben bei neueren Bauprojekten nicht mehr der Fall ist, muss der Luftaustausch anders von Statten gehen und zwar am besten durch ein ausgeklügeltes Lüftungssystem, das keinerlei Energie verloren gehen lässt.
Funktionsweise
Die beim Bau bereits eingebauten Zu- und Abluftleitungen dienen schließlich dem Austausch der Luft. „Verbrauchte“ Luft, Gerüche und Luftfeuchtigkeit werden abgesaugt und nach außen geleitet. Die frische Luft von draußen wird in den Wohnraum geführt. Das ist erstmal das Grundprinzip. Anschließend gibt es zusätzliche Technologien, wie Wärmerückgewinnung, zentrale und dezentrale Systeme, etc.
Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung bzw. Kühlung
Bei der Wärmerückgewinnung versucht man den Wärme- und Energieverlust zu reduzieren, der durch kältere einströmende Luft entsteht.
Dabei wird der Abluft die Wärme, die im Raum herrscht entzogen und diese auf die frische Zuluft übertragen. Durch dieses sogenannte passive Wärmetauschersystem wird der Heizwärmebedarf um ein Vielfaches gesenkt. Im Sommer funktioniert das System umgekehrt und der Innenraum bleibt kühl.
Gepaart mit einer Erdwärmepumpe wird die Zuluft nicht nur annähernd, sondern zur Gänze auf die Temperatur gebracht, die man im Haus haben möchte. Auch dem Luftstrom kann man entsprechend mehr Wärme entziehen. Man spricht dann von einem aktiven Wärmetauscher. Das funktioniert allerdings nur bei Passivhäusern bzw. jenen mit einer sehr geringen Heizlast.
Zentrales vs. dezentrales Lüftungssystem
Der wesentliche Unterschied zwischen zentralen und dezentralen Lüftungssystemen ist, dass erstere mithilfe von Ab- und Zuluftschächten im gesamten Gebäude verbaut und in die meisten Räume gelegt werden. Zweiteres wird nur in einzelnen Räumen bei Bedarf eingebaut, etwa in Bad oder Küche, wo dann die Luft durch eine direkte Verbindung in der Außenwand zur Frischluft ausgetauscht wird.
In weiterer Folge sind die Systeme für unterschiedliche Bauprojekte geeignet. Zum Nachrüsten kann man lediglich auf die dezentrale Variante zurückgreifen, da es nicht mehr möglich ist, alle nötigen Rohre und Leitungen der zentralen Variante zu verlegen. Bei Neubauten wird in der Regel eine zentrale Lüftung eingebaut. Per se kann man nicht sagen, dass die eine Möglichkeit effizienter als die andere ist, es kommt immer auf die jeweiligen baulichen Gegebenheiten an.
Vor- und Nachteile der Wohnraumlüftung
Wie überall, gibt es auch bei der Wohnraumlüftung Vorteile sowie Nachteile. Es empfiehlt sich, je nach Lebensweise und Wohnraum, abzuwägen, ob eine Wohnraumlüftung für Sie in Frage kommt. Hier finden Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick:
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Vorteile
+ Durch Wärmerückgewinnung und ideale Dämmung entsteht ein minimaler Energieverlust.
+ Die zuströmende Außenluft wird gefiltert und so auch für empfindliche Menschen und Allergiker aufbereitet.
+ Entstehende Schadstoffe und Gerüche werden aus der Raumluft beseitigt.
+ Die Luftfeuchtigkeit wird reduziert, was in einem geringeren Risiko für Schimmelbefall resultiert.
+ Kämpft man mit Lärmbelastung, etwa an einer vielbefahrenen Straße oder in der Nähe eines Flughafens, hat man den Vorteil, die Fenster nicht mehr öffnen zu müssen. Man kann so dem Lärm aus dem Weg gehen.
+ Die Anlage kühlt und wärmt und schafft zu jeder Jahreszeit ein ideales Raumklima. [/su_column]
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Nachteile
– Es sind regelmäßige Wartungsarbeiten notwendig und der Filter sollte bei Bedarf öfters gereinigt werden.
– Der zu erwartende Stromverbrauch variiert zum Teil von Anlage zu Anlage, was die Kalkulation etwas schwierig macht und keine gesicherte bzw. fixe Energieersparnis garantiert.
– Die Energieeffizienz ist zum Teil nicht so hoch, wie vom Anbieter versprochen wird. [/su_column][/su_row]
Nachrüsten: nur die Lüftung ist nicht genug
Möchte man im Nachhinein eine kontrollierte Raumlüftung in sein Haus einbauen, ist vor allem damit zu rechnen, dass nur ein dezentrales System möglich sein wird. Das ist gar nicht weiter ärgerlich, denn Einfluss auf die Effizienz der Anlage hat vor allem die Gebäudedämmung. Bei einem nicht sanierten, schlecht gedämmten Altbau, bringt eine kontrollierte Wohnraumlüftung nur wenige Vorteile.
Das kann man sich wie die Klimaanlage im Auto vorstellen, während man die Fenster geöffnet hat. Das Nachrüsten ergibt also nur dann Sinn, wenn man auch in eine entsprechende Dämmung investiert, denn sonst reicht die Wärmerückgewinnung auch nicht aus, um die Räume auf einer angenehmen Temperatur zu halten. Außerdem kann die Abluft nicht effektiv abgesaugt werden.
Die Kosten für kontrollierte Frischluft im Wohnraum
Wie auf anderen Gebieten auch, kann man sich als Faustregel merken, je wirkungsvoller, desto teurer. Für Wärmerückgewinnung zahlt man etwas mehr. Zentrale sind teurer als dezentrale Systeme. Überschlagsmäßig kann bzw. muss man bei einer dezentralen Anlage von einem Preis von etwa EUR 1.500,- bis EUR 2.500,- ausgehen bei einem Einfamilienhaus mit ca. 150 m2 Wohnfläche.
Bei einer zentralen Anlage mit Wärmerückgewinnung zahlt man schnell über das Doppelte. Wie dem auch sei, durch die Energieeffizienz und -ersparnis amortisiert sich die Anlage über die Jahre und darüber hinaus trägt man mit dem Einbau auch einen kleinen Teil zur Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks bei.
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