Leitfaden für das erste Kreditgespräch mit der Bank
Der Weg zu einer gesicherten Eigenheimfinanzierung führt oft über die Bank. Sie wird kontaktiert, wenn ein Kredit zur Finanzierung hinzugezogen werden muss, was eben sehr häufig der Fall ist. Wer sich einmal mit der Komplexität von Kreditgeschäften auseinandergesetzt hat, weiß, dass es an einem Kreditvertrag viel zu verhandeln gibt. Was das alles beinhält und wie Sie zu dem für Sie günstigsten Kredit kommen, lesen Sie im Folgenden.
Die benötigten Unterlagen fürs Kreditgespräch
Eine gute Vorbereitung fürs Kreditgeschäft beginnt bei den nötigen Dokumenten. Welche Unterlagen werden nun konkret gebraucht? Die Checkliste:
- Lichtbildausweis
- Daten zur Person, Meldezettel, Familienstand und Haushalt
- Vermögensnachweis✓ Gehaltsabrechnung
✓ Steuererklärung
✓ Bilanzen
✓ Einnahme-Überschuss-Rechnungen (für Freiberufler)
✓ Steuerbescheide
✓ Eigenkapitalanteil - Kreditauskunft des Kreditschutzverbands (über abgelehnte oder laufende Kredite)
- Absicherungen und Sicherheiten: Pensionszahlungsnachweise, Versicherungspolicen, Immobilienbestand, Bürgen, Vermögen
- Informationen zur Immobilie bzw. zum Bauprojekt (Baupläne, Objektart, Grundbuchauszug, etc.)
Es kann nicht schaden im Zweifelsfall eher mehr Unterlagen vorzubereiten, sofern diese potentiell interessant sind. Stellen Sie dem Bankberater am besten einen Ordner mit sämtlichen kopierten Dokumenten zur Verfügung, damit er alles ordentlich im Überblick beisammenhat und so Sie und Ihr zu finanzierendes Projekt besser einschätzen kann.
Vorbereitung ist alles – kennen Sie Ihre Möglichkeiten
Wer sein Kreditgespräch vorbereitet, macht das am besten so gründlich als möglich, um auf Augenhöhe verhandeln zu können. Seien Sie sich genauestens gewahr, was Sie fordern (können) und legen Sie sich Begründungen für jede Entscheidung bzw. jede Forderung bereit.
✓ Finanzielle Situation kennen
Geld anzufordern, ohne zu wissen, wie viel man überhaupt selbst genau zur Verfügung hat, ist weder besonders klug, noch effektiv. Um herauszufinden, wie viel Geld man benötigt bzw. realistischerweise auch abbezahlen kann, sollte man sich in der eigenen Finanzplanung genauestens auskennen.
Der monatlich zur Verfügung stehende Betrag ist hierbei entscheidend. Danach richtet sich die geeignete Kreditform und -höhe. Kalkulieren Sie dabei aber nicht zu knapp, denn sollten unvorhersehbare Ausgaben hinzukommen, stellen sich sehr schnell finanzielle Engpässe ein und eine Zahlungsunfähigkeit bei einem Kredit kann äußerst unschöne Folgen haben.
Die Bonität ist entscheidend für die Zusage des Kredits. Je sicherer sich die Bank sein kann, die Kreditsumme auch zu bekommen, desto gewillter wird der Berater sein, den Kredit zu genehmigen. Die eigene Zahlungsfähigkeit kennen, wenn möglich im Vorhinein noch verbessern, und betonen, sind die schlagkräftigsten Argumente für einen Kredit.
Indem man noch laufende Kredite (Leasingverträge, Konsumkredite, Ausbildungsdarlehen, …) tilgt, steht man vor der Bank definitiv besser da. Außerdem ist es nicht besonders ratsam, mehrere solcher Geldgeschäfte laufen zu haben. Akkumulieren sie sich, kommt die eigene finanzielle Situation schnell ins Wanken.
Eine selbstbewusste Präsentation der Finanzen holt das Beste für Sie heraus. Sicherheiten, wie Lebensversicherungen, Wertpapiere etc. müssen nicht leichtsinnig herausgegeben, ein Bürge nicht gestellt werden, wenn es ohnedies für den Kredit reicht.
✓ Wohnprojekt vorstellen
Bei einem Kredit für ein Wohnprojekt (worum es an dieser Stelle ja vorwiegend gehen soll), bietet es sich an, die Investition auch kurz vorzustellen. Baupläne, Objektart, Grundbucheintrag, etc. werden vorgelegt, um zu zeigen, dass das Projekt sich nicht jenseits jeglicher möglichen Kreditrahmen befindet.
✓ Voraussichtliche Kosten, Fördermittel und Finanzierungsmöglichkeiten kennen
Genauso wie man die eigenen Finanzen kennen sollte, sollte man auch über die finanziellen Forderungen des Projekts Bescheid wissen. Eine gute Vorbereitung beinhält also eine genaue (voraussichtliche) Kostenaufstellung des Kauf– oder Bauprojekts, mögliche Fördermittel und eine Aufstellung der Finanzierungsmöglichkeiten.
Wenn man sich seiner Möglichkeiten bewusst ist, womöglich einen guten Stock an Eigenkapital und ein fundiertes Wissen über mögliche Kredite etc. vorlegen kann, erhöht das definitiv die Chancen, ein gutes Angebot zu ergattern.
✓ Raten und Zinsen kennen und verhandeln
Apropos Wissen über Kredite: vor allem auch, um zu wissen, in welchem Rahmen es klug ist, zu verhandeln, muss man über übliche Konditionen, Raten und Zinssätze Bescheid wissen. Kenntnis über aktuelle Rahmenbedingungen für Baukredite sind unabdinglich.
Erst, wenn Sie die Regler und deren Spektrum kennen, können Sie auch an ihnen drehen.
Eine empfehlenswerte Verhandlungsrichtung sind hohe monatliche Raten und möglichst flexible Tilgungskonditionen. Wenn Sie pro Monat mehr zahlen können und auch außerhalb dieser Raten Sonderzahlungen tätigen können, sind Sie ihren Kredit schneller wieder los und auch die Zinsen sind oft günstiger.
✓ Kreditrechner für den Vergleich von Wohnkrediten
Richten Sie es sich so ein, dass sich auf dem freien Markt der Banken Ihre Kreditkonditionen nach dem Bestbieterprinzip regeln. Das Wissen um die Angebote der Konkurrenz kann in der Verhandlung wie eine Trumpfkarte gespielt werden. Vergleichen Sie hierfür den Effektivzinssatz und den Gesamtbetrag der Kreditangebote. Bei manchen kommen auch noch versteckte Gebühren und Spesen dazu, bei anderen sind diese bereits im Jahreszinssatz mit einberechnet.
Sich absichern und selbstbewusst verhandeln
Folgende Dinge können Sie beachten, um erhobenen Hauptes verhandeln zu können:
✓ Kenntnisse der Fachbegriffe und Faktoren rund um einen Kredit
✓ Stichhaltige Argumente und Begründungen für alle Posten in den Unterlagen
✓ Eigene Bonität kennen und dahinterstehen; sich nicht abspeisen lassen
✓ Nach den Fähigkeiten der Bank fragen bzw. Informationen in den „Europäischen Standardinformationen für Kreditierungen nach dem Verbraucherkreditgesetz“ einholen
✓ Nach Formular und Tilgungsplan fragen
Sollergebnis des ersten Gesprächs
Damit Sie zufrieden aus dem Kreditgespräch gehen können, gibt es währenddessen einiges an Themen mit dem Bankberater abzuarbeiten.
Der Kreditrahmen (Gesamtbelastung) und die Laufzeit sollten fixiert werden; zudem die Höhe und Art der Raten (monatlich, jährlich, pro Quartal, Sonderzahlungen, …?). Außerdem können Sie bei der Gestaltung des Zinssatzes viel für sich rausholen: Basiszinssatz, Höhe, variabel oder fix, herrscht aktuelle eine Niedrigzinsphase, oder nicht?
Fragen Sie auch nach der wahrscheinlichen Entwicklung des Kredits, ob sie sich eher in Richtung Verteuerung oder Verbilligung bewegt. Ist eines davon der Fall, entscheidet sich auch, wie die Raten angepasst werden, ob sie während oder nach der Laufzeit abgeglichen werden. Außerdem werden die Kündigungs- und Zahlungskonditionen verhandelt.
In aller Kürze zusammengefasst bedeutet das, dass Sie wie bei jeder anderen Verhandlung auch, genau wissen sollten, was Sie fordern können und sollten. Darüber hinaus gilt auch hier, dass ein selbstbewusstes, gepflegtes, freundliches Auftreten schon die halbe Miete – oder eher die halbe Kreditrate – ist. Wir wünschen viel Erfolg!
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